Don Claudio M. Berardi

Der Mensch in seiner Gesamtheit und der interdisziplinäre Dialog
Der Beitrag wird eingeleitet durch einen geschichtlich-philosophischen Überblick, der die sinkende Parabel der Modernität in Bezug auf die Auffassung vom Menschen beschreibt. Der Mittelpunkt der anthropologischen Desorientierung ist nicht die Wissenschaft selbst, sondern die Art und Weise die wissenschaftliche Methode zu verstehen. Die gegenwärtige kulturelle Herausforderung besteht darin den Dialog zwischen den gläubigen Menschen und den Menschen der Wissenschaft herzustellen. Dies ist möglich, indem man den epistemologischen Überbau vermeidet und die Kompetenzen unterscheidet in einer einheitlichen Betrachtungsweise des Wissens. Es wird die Nützlichkeit und die Notwendigkeit einer interdisziplinären Herangehensweise an die Erkenntnis der Realität aufgezeigt auch als Antwort auf die Fragmentierung des Wissens und die Dekadenz des Wissens in der Postmodernität. Die Einheit des Wissens wird nicht so sehr als philosophische Methode dargestellt, sondern als ein persönlicher und universitärer Bildungsweg. Die Konfusion die von verschiedenen philosophischen und “wissenschaftlichen” Ansätzen im anthropologischen und methodologischen Bereich ausgeht, ist auf verschiedene historische Ursachen und Vorurteile zurückzuführen. Eine davon ist der Mangel an semantischer Strenge und das Fehlen einer Unterscheidung zwischen der psychischen und der geistigen Dimension. Der Beitrag will auf eine bessere Zusammenarbeit zwischen der wissenschaftlichen Welt und dem theologischen Wissen hinarbeiten, indem er einen Ort schafft unter einem selben “Dach”, wobei verschiedene “Zimmer” bewohnt werden, im Bewusstsein, dass die “Tür” zum Wissen für alle offen ist und uns einlädt “die Wohnung zu erbauen unter dem Schirm der Weisheit und in dieser zu wohnen”.


Dr. Leonardo Marletta

Die Sünde-das Laster der Völlerei-Gastrimargia
Dr. Leonardo Marletta geht von einer Prämisse über die geistlichen Krankheiten (Krankheiten der Seele) wie Leidenschaften und unkontrollierte Gelüste aus, die die Entfremdung der Fähigkeiten der Seele von Ihrer Orientierung an Gott mit sich bringen. Die spirituelle Dimension der Sünde des Lasters der Völlerei, besteht im unkontrollierten Streben des Genusses durch das Essen, in der Ungezügeltheit des Mundes und des Bauches (Gastrimargia, wie “Wahnsinn des Bauches”); sie ist Ausdruck der Wollust (menschlicher Zustand der Gier, des Besitzes, der Gelüste), und des egoistischen Ichs, das den geistigen Weg blockiert. Es folgen einige Interventionen und Voraussetzungen für die geistige Heilung wie: die Fähigkeiten des Geistes wieder zu Gott hinzulenken; Synergie zwischen der Anstrengung des Menschen und der empfangenen Gnade; den menschlichen Willen dem Willen Christi angleichen; Bekehrung als radikale Änderung des Lebensstils; der Wille gesund zu werden; Übungen zur Disziplinierung der eigenen oralen Funktion; die Sakramente der Buße und der Eucharistie; das Gebet; die Übung der Tugenden der Mäßigung, Einfachheit und Genügsamkeit; der Kampf gegen die Gedanken; wach sein und verhindern, dass unsere Herzen sich beschweren, um bereit zu sein zur geistigen Auseinandersetzung mit den Versuchungen. Der Berichterstatter weist auf einen notwendigen Wechsel der Perspektiven hin: von der Logik des Konsums zu jener der Kommunion/Teilung; nicht nur die Geschenke schätzen, sondern auch den Schenker, wie der heilige Johannes am Kreuze in Der dunklen Nacht der Seele lehrt. Um vollkommen rein und frei von jeder Anhänglichkeit und dem Gelüste nach Besitz zu sein, um sich über die Nächstenliebe mit Gott zu verbinden. Schließlich wird die psycho-soziale Dimension behandelt und die der kulturellen Modelle, wie sie von den Medien verbreitet werden: die Speise als Begegnungspunkt zwischen Kultur und Natur, an den die Werte des Genusses, des Besitzes der materiellen Güter, der Selbstbehauptung, der Wohlstandes und des Glückes, des Schmerzes und des Leides geknüpft sind. Abschließend wird hervorgehoben, dass im Thema Speise – Nahrung mehrere Dimensionen beinhaltet sind: die materielle-biologische, die symbolisch-kulturelle und die spirituelle, sodass das Bedürfnis nach Nahrung sowohl das Essen und das Wasser, als auch die Gesten und die Worte, die den Beziehungen zugrunde liegen, und das Wort Gottes umfasst.


Prof. Mihály Szentmártoni, S.J. 

Bulimie und Anorexie
Prof. Mihály Szentmártoni S.J. setzt die Beziehung Mensch – Essen zwischen zwei Extremen an: Einerseits die Verherrlichung des Essens, wie sie sich im Falle des Reichen im Evangelium darstellt und andererseits die Verachtung des Essens wie z.B. im Falle einiger Asketen unter den ersten Eremiten. Die Beziehung des Menschen zum Essen kann deformiert werden und wird zum Ausdruck einer psychischen Störung im Phänomen der Essensstörung, die ein Alarmzeichen in unserer westlichen Gesellschaft darstellt: die Anorexie, die Bulimie, der Vegetarismus und andere neue Störungen. Das Thema der Anorexie wird vertieft mit den diagnostischen Kriterien des starken Gewichtsverlustes, der Angst zuzunehmen, der körperlichen Unförmigkeit und des Erbrechens. Es wird die Veränderung der Selbstwahrnehmung analysiert, die den eigenen Körper als nicht angemessen und im Besonderen als ständig im Zustand des Übergewichtes empfinden lässt. Der Berichterstatter gibt einige Hinweise zur therapeutischen Behandlung: austreten aus dem Bauch des Wales, wobei die Therapie darin besteht aus der Umklammerung der familiären Behütung auszubrechen; den herausragenden Sohn ziehen lassen; Overeaters Anonymous (die Gruppe der anonymen Übergewichtigen). Es gibt nicht die Anorektischen und die Bulimischen. Es existieren nur sehr viele Personen, die nicht mehr genau wissen, wann und wie sie sich gegenüber der Welt “öffnen” oder “schließen” sollen, und die das Essen dazu benutzen, um irgend etwas auszudrücken. Es gibt nichts zu “adjustieren”, zu “reparieren”, zu “normalisieren”. Man muss nur die Türe der Lebensfreude öffnen und aufhören zu denken, dass alles nur eine Last sei. Man muss verstehen, dass es nicht so sehr das “Symptom” ist, das einen leiden lässt, sondern das Leiden, das sich im Symptom äußert, um mit der Wirklichkeit den Preis der eigenen Freiheit auszuhandeln. Es wird auch die “Heilige Anorexie” analysiert durch die Erfahrung der Hl. Francesca Romana (1384 – 1440), wobei versucht wird die Aspekte zu beleuchten, die sie von den anorektischen Frauen von heute unterscheiden. Die “moderne Anorektikerin” ist auf der Suche nach einem sozialen Gewinn: körperliche Gesundheit, Schlankheit und Selbstkontrolle. Die “heilige Anorektikerin” des Mittelalters sucht die spirituelle Gesundheit, das Fasten ist ein Akt der Entbehrung; sie sieht das Lamm Jesus Christus, und sie ist Ihm nahe im Paradies und fühlt die Liebe Gottes und sie nährt sich durch die Hostie.


Dr.ssa Lavinia Gasperini

Erzieherische Antwort auf die Armut und den Hunger mittels eines interdisziplinären Ansatzes
Um die Ziele des Millenniums innerhalb der Vereinten Nationen voranzutreiben bedient sich die FAO der interdisziplinären Zusammenarbeit unter dem Gesichtspunkt der Partnerschaft mit zahlreichen zivilen und religiösen, öffentlichen oder privaten Organisationen, die im Kampf gegen den Hunger und die Armut in der Welt helfend tätig werden. Grundsätzliches Ziel ist die Gewährleistung der Lebensmittelversorgung, die einen quantitativen und qualitativen Aspekt der Ernährung beinhaltet nicht nur für die Konsumenten sondern auch für die Produzenten. Im Besonderen setzt sich die Partnerschaft Entwicklung der Landbevölkerungen (ERP) zum Ziele, eine Brücke zu bauen zwischen jenen, die sich mit der Entwicklung des Menschen (im globalen, physischen, biologischen und spirituellen Sinn) beschäftigen und jenen, die im Bereich der Entwicklung der Landgebiete tätig sind, um den Unterschied zwischen der städtischen und der Landbevölkerung zu überwinden. Ihre Tätigkeit fußt auf der Überzeugung, die durch neueste Studien belegt ist, dass die Investition in die Bildung, in die Ausbildung und in die Entwicklung der Fähigkeiten eine wesentliche Voraussetzung für das Zurückdrängen der Armut und die Sicherung der Lebensmittelversorgung jedes Landes ist. Ausgehend davon, dass 70% der Armen in ländlichen Gebieten leben, versteht man die Gründe für einen spezifischen und primären Einsatz zugunsten der Landbevölkerungen und die Wichtigkeit der Sensibilisierung der Regierungen auf nationaler und internationaler Ebene, damit das Thema der Erziehung der Landbevölkerungen nicht vermengt wird mit anderen sogenannten benachteiligten oder verletzlichen Gruppen wie den Behinderten und den Gefangen usw. Die hauptsächlichen Tätigkeiten der Partnerschaft ERP, die schon seit zehn Jahren besteht, können in einigen großen Einsatzbereichen zusammengefasst werden: Bereitstellung von Ressourcen für die Landbevölkerung; Schaffung einer Koordinierungsstelle zwischen den verschiedenen Entwicklungshilfeorganisationen; Erleichterung des Zuganges zur Bildung; Erziehung zur landwirtschaftlichen Entwicklung mittels Förderung der unternehmerischen Tätigkeiten; Eindämmung des Phänomens der Flucht der Erzieher aus den ländlichen Gebieten. Einige positive Zeichen der Tätigkeit der FAO kann man darin sehen, dass einige Länder, die in ihren Programmen die Förderung der Bildung der Landbevölkerung anführen, eine Modellfunktion für andere Entwicklungsländer übernommen haben, ferner, dass in einigen Fällen die Bedürfnisse der ländlichen Gebiete besser auf der Ebene der Zentralregierungen Gehör finden und letztlich, dass die Erklärung am Weltgipfel der Staatsoberhäupter im Jahre 2009 die Notwendigkeit anerkannt hat, Ressourcen in die ländlichen Infrastrukturen zu investieren, wobei darunter auch der große Bereich der Bildung fällt.


Dr. Paolo Soster

Sich durch Gott ernähren: medizinische Aspekte im Falle der Seligen Alexandrina Maria da Costa
Der Beitrag handelt vom Leben der Sel. Alexandrina Maria da Costa, die in Portugal am Anfang des 20. Jhdt. geboren wurde und gelebt hat, unter dem medizinischen Aspekt bezogen auf den Unterhalt durch die bloße Eucharistie; eine Situation die sich während der Hospitalisierung zugetragen hat und die wichtige Fragen über die Natur der beobachteten Phänomene aufwirft.
Eine progressive Schluckstörung beginnend im März 1938 führte dazu, dass die Selige keinerlei Essen oder Getränk mehr zu sich nehmen konnte mit Ausnahme der Heiligen Eucharistie. Es wurde ihr daher vorgeschlagen, sich freiwillig in der Abteilung für Kinderlähmung von Porto aufnehmen zu lassen, um 40 Tage lang unter ärztlicher Beobachtung zu bleiben. Dabei wurde festgestellt, dass Alexandrina während der ganzen Zeit nicht aß, nicht trank, weder Stuhlgang hatte noch urinierte. Das klinische Bild, das sich in ähnlichen Fällen ergibt, ist das einer akuten Niereninsuffizienz, die sich aber im Falle der Seligen nicht einstellte.
Dazu gibt es verschiedene Deutungen: die wissenschaftliche Theorie, die diese Ereignisse mit dem Fortschritt der Technik und des Wissens oder als Geisteskrankheit zu erklären glaubt; eine andere Theorie geht davon aus, dass der menschliche Organismus imstande sei, innere Energien des Körpers zu mobilisieren, die unter besonderen Bedingungen wie der Heiligkeit auftreten; eine andere Interpretation kommt aus der östlichen Welt, wo allerdings keine wissenschaftlichen Studien vorliegen.
Die katholische Kirche hält diesen Fall für ein Wunder, das der Menschheit die wahre Natur der Eucharistie aufzeigt: der Leib Christi als wahre Speise und als Präfiguration auf den Unterhalt des Organismus nach der Auferstehung des Leibes am Ende der Zeiten.


Don Riccardo Petroni

Die eucharistische Spiritualität im Leben der Heiligen
Die eucharistische Spiritualität durchzieht das Leben aller Heiligen, da diese ausgehend von ihrer bewussten und aktiven Beziehung zu Christus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist, jene wunderbaren karitativen Handlungen (Taten) vollbringen konnten, von denen wir Zeugnis haben, und insbesondere in heroischer Weise die christlichen Tugenden leben konnten.
In der eucharistischen Kommunion vollzieht sich spiegelbildlich das, was der heilige Geist in der Konsekration der eucharistischen Gestalten bewirkt: indem er den Leib und das Blut Christ erhält, wird der Christ assimiliert und in Ihn verwandelt, so dass dessen Sein nicht mehr ihm gehört, sondern Teil des Leibes Christi wird.
Der heilige Paulus, der erste eucharistische Heilige, drückt dieses Mysterium folgendermaßen aus: «Ich bin nicht mehr ich, der lebt, sondern Christus lebt in mir» (Gal 2,20). In der Epoche der Kirchenväter spricht der Hl. Ignatius von Antiochien, im Angesicht seiner Verurteilung zum Tode ad bestias wegen seines Glaubens an Christus, den Wunsch aus, “gemahltes Brot für Christus” zu werden und bittet die Christen sich nicht bei den römischen Autoritäten für seine Freilassung zu verwenden, damit durch die Opferung seines Lebens in Einheit mit Christus seine “Transubstantiation” erfolgen könne. Der herausragende eucharistische Heilige ist aber der heilige Tarcisius, der als junger Bekehrter von Papst Sixtus II beauftragt wurde die Eucharistie den Verfolgten und zum Tode verurteilten Christen zu bringen und der in brutaler Weise gesteinigt wurde, wobei er im Angesicht des Todes die Eucharistie an die Brust drückte und sie mit großer Inbrunst beschützte, sodass sie Teil seines Körpers wurde. Es ist nicht möglich alle Heiligen anzuführen, die mit der Eucharistie in besonderer Weise verbunden waren. Unter diesen erinnern wir uns an den Hl. Petrus Maldonado (der in Mexiko getötet wurde aus Hass auf den Glauben, während er versuchte, das Allerheiligste vor der Profanierung durch das Militär zu schützen) und an den Kardinal Wan Thuan (Häftling in einem Gefängnis in Vietnam über 17 Jahre lang, davon 7 in Isolierungshaft).


Prof. Jordan Sliwinski O.F.M. Capp.

Essen und Gewalt: Symbolische Aspekte
Das Thema “Essen und Gewalt” wird mittels einer anthropologischen Analyse in Bezug auf den kulturellen Kontext der gegenwärtigen westlichen Zivilisation untersucht, wobei folgende drei Aspekte hervorgehoben werden: der Konsumismus (etwas verzehren), der Kannibalismus (jemanden verzehren), die Selbstkonsumierung (sich selbst verzehren). Heute nährt sich der Mensch von Emotionen, Empfindungen, plötzlichen und vorübergehenden Eindrücken und die Konsumobjekte sind ein Mittel geworden um ständig neue Empfindungen hervorzurufen mit dem Risiko einer übermäßigen Verschwendung von Ressourcen und des Verlustes der eigenen geschichtlichen Identität. Außerdem gründen die Beziehungen zwischen Personen überwiegend auf einer Auffassung von Menschen, die auf seine körperliche Dimension beschränkt ist; daraus folgt, dass die Person auf ein Objekt des Konsums zum eigenen Interesse oder Genuss reduziert wird, wobei gleichzeitig die Sehnsucht einer authentischen persönlichen Beziehung entsteht, die auf die Liebe gegründet ist. Ferner erleben wir, auch durch die neuen Technologien, eine gewisse Entfremdung des Subjektes von der Realität, eine Isolierung von der wirklichen Welt, die der Person die Wahlfreiheit entzieht und sie abhängig macht von dem was ihr angetragen wird. Es gibt aber auch positive Aspekte wie den kritischen Konsum und die ökologische Sensibilität, die sich immer mehr ausbreitet. Im religiösen Bereich kann man die Tendenz erkennen, die Religion als Betäubungsmittel gegen die Probleme und die Schwierigkeiten des Lebens anzusehen und daher als eine Ware aus dem Supermarkt, wobei deren Werte im Hinblick auf die eigenen Bedürfnisse relativiert werden. Die christliche Lehre ist reich an Betrachtungen und Vorschlägen – wie die Epistemologie des Fastens – die imstande sind diese reduzierte Sichtweise der Person und der Religion zu bekämpfen.


Prof. Elmar Salmann O.S.B.

Essen und Schönheit: zwischen Betrachtung und Vereinigung
Zwischen der rein symbolisch-figurativen Betrachtungsweise (Logik der visio und der contemplatio) und der entgegengesetzten Betrachtungsweise, die die Realität des Mahles, des Essens (Logik der consumptio) betont, spricht Prof. Salmann das Thema der Eucharistie im Sinne einer dialektischen Logik an, die beide Positionen im Kontext betrachtet und relativiert. In der Vertiefung der klassischen scholastisch-tomistischen Theologie, ausgehend im Besonderen von der Analyse der eucharistischen Hymnen des Hl. Thomas von Aquin und einiger Fragen der Summa
Theologiae, liefert er den Beweis, dass beide Aspekte im großen Mysterium der Eucharistie enthalten sind und darin in gewisser Weise überwunden werden. Sieben Punkte helfen diese Perspektive zu verstehen: Im Zentrum der christlichen Mysterien tut sich gleichsam eine Leere auf, eine nicht greifbare und nicht erklärbare Realität; das Letzte Abendmahl als Zusammenfassung der Praxis Jesu, und gleichsam als Zeichen der Bedeutung seines Lebens; der eucharistische Ritus, der sich zwischen animalischer Symbologie und Sublimierung bewegt; das sehr breite semantische Feld im Bezug auf die Eucharistie, das die Erinnerung, die Segnung, das Lob und die Anbetung umfasst und sich auf die Opferung, das Geschenk und die Darbietung (oblatio, pascha) ausdehnt, sich von der verborgenen, aber geoffenbarten Gegenwärtigkeit bis hin zur Konsekration, zur conversio, zur Umwandlung der Substanz erstreckt; die Dimension der Opferung die die blutige Hingabe Christi ausdrückt; der Verzehr (sumptio), verstanden als geistige Nahrung der Seele, die ihrerseits aufgenommen und umgewandelt wird in das was sie erhält und genießt von der Anschauung (contemplatio) Gottes; die eschatologische Dimension der Anschauung und des Mahles, die sich in der Logik der eucharistischen monstratio ausdrückt: Christus setzt sich uns und unserer Kontemplation aus, damit auch wir uns unsererseits existenziell den anderen aussetzen, um etwas vom Angesicht Gottes jenem zu zeigen, der ihn noch nicht kennt.


Mons. Alceste Catella

Speise und Liturgie
Unter dem Gesichtspunkt der “anthropologischen Mediation”, unter dem sich die menschliche Empfindung des Essens zeigt, analysiert Mons. Catella den eucharistischen “Ritus”, wie er im letzten Abendmahl begründet wurde, und erklärt die Bedeutung desselben beginnend von der symbolischen Wirksamkeit der von Jesus Christus während seines gesamten Lebens gesetzten Taten und Worte. Das Neue Testament vergleicht das Leben und die Geschichte Jesu mit einem Mahl, dessen Erinnerung in der Eucharistie liegt. Im Evangelium von Johannes ist die Symbolik des Essens und des Trinkens reich ausgestaltet und bezieht sich sowohl auf das gnadenreiche Leben, als auch auf die liebevolle Beziehung zwischen Vater, Sohn und dem heiligen Geist. Jesus Christus stillt den Durst der Menschen durch das Geschenk des Heiligen Geistes, der das göttliche Leben in das Herz der Gläubigen einhaucht; die Nahrung Jesu besteht darin den Willen des Vaters auszuführen; Christus ist das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist, er ist es der sein Leben schenkt, indem er sein Fleisch und sein Blut als Nahrung der Menschheit darbietet. Das Brot, das Jesus im eucharistischen Mahl in die Hand nimmt, hat nicht nur einen natürlichen und symbolischen Wert, sondern auch einen Wert, der ihm aus der “übernatürlichen” Geschichte des Alten und Neuen Testaments (Pesach, Manna, usw.) zukommt. Die Erteilung der Gnaden durch Jesu erstreckt sich auf das Geschenk der gesamten Schöpfung und der Menschheit, die in Ihm zusammengefasst ist. Das Brechen des Brotes ist das freiwillige Geschenk des eigenen Lebens, aus Liebe zum Vater und zu den Menschen, symbolische und perfekte Umschreibung der dreifaltigen Ekstase, in der jede göttliche Person nur in gegenseitiger Beziehung zu einander besteht. Der “geschenkte Leib” drückt den Übergang vom fleischlichen zum mystischen Leib aus. Mit dem Aufruf “Tut dies zu meinem Gedächtnis”, lädt Jesus die gesamte Kirche ein, an seiner eucharistischen Handlung des Gebens und der Liebe teilzunehmen, damit das Handeln des Menschen zum Handeln Gottes durch den Menschen werde. Der Wein ist gleichzeitig Symbol der Freude und des Leides, mit dem Jesus uns bedeutet, dass sein Tod, mit dem ganzen Schmerz, den er mit sich bringt, dennoch eine unaussprechliche Freude beinhaltet, da er eine Verwirklichung der Allianz, der Kommunion zwischen Gott und den Menschen, eine Vorwegnahme der Freude ohne Ende des himmlischen Mahles ist.


Prof. D. Fabrizio Pieri

Die Versuchung Jesu: der Mensch lebt nicht nur vom Brot
Der hermeneutische Schlüssel, den Don Fabrizio Pieri benutzt, ist jener der Erfahrung des Menschen Jesu in der Wüste der Versuchung, der lebt und seine gesamte Existenz dazu benützt, um den Hunger nach dem Brot des Vaters zu stillen, der darin besteht bis zum Ende Dessen Willen zu erfüllen. Es werden die Texte des Lukas vertieft auch im griechischen Original. In Lukas 4,1-13 stellt Satan die Göttlichkeit Jesu auf die Probe im Versuch dessen Willen von jenem des Vaters zu trennen. Jesus antwortet auf die Versuchung, indem er seine Göttlichkeit und seine Macht nur in den Dienst des Vaters stellt, damit aus dieser Haltung das göttliche Heilsprojekt hervorgehe und sich verwirkliche. In Lukas 22,39-46 wird Jesus in seiner menschlichen Schwäche gezeigt, um Vorbild für seine Jünger zu sein. Nur das Gebet erlaubt es, die Versuchung als einen Weg zum Heil zu erleben. Im Gebet bittet Jesus um die Kraft, nicht so sehr um die Versuchung von sich zu weisen, sondern um sie zu überwinden. Tatsächlich lässt der Vater den Kelch nicht vorüber gehen, sondern sendet einen Engel, um Jesus zu stärken. Die Versuchung als Geheimnis der Herausforderung – die von Jesus schmerzhaft erfahren wird, bis hin zum Schweiße des Blutes, aber auch als ein heilsames und erlösendes kairós in der Perspektive die Speise zu sein, die den Hunger nach Liebe des Vaters stillt – fordert uns dazu auf gläubige Männer und Frauen zu sein, die sich auf das einlassen, was wirklich zählt: das Wort Gottes annehmen, leben und verinnerlichen um nicht in das von Amos prophezeite Risiko zu fallen, im Namen Gottes: «Siehe, es werden Tage kommen – Worte des Herrn – da sende ich den Hunger ins Land; nicht den Hunger nach Brot und nicht den Durst nach Wasser, sondern zu hören das Wort des Herrn. Da werden sie irren von Meer zu Meer und vom Norden zum Osten streifen, auf der Suche nach dem Wort des Herrn, und werden es nicht finden» (Am 8,11-12).


Don Andrea Ferrero

Sünden und Ernährung
Die Möglichkeit der Sünde durch die Ernährung erklärt sich unter dem theologischen Gesichtspunkt mit der Anwesenheit und dem Handeln Satans, der von Anbeginn der Schöpfung wirkt, um das Böse in der Welt und im Menschen zu verbreiten. Einige Texte der Heiligen Schrift legen die Feststellung nahe, dass in einigen Fällen ein Bezug besteht zwischen diesem Wirken des Teuflischen und der Handlung des Essens, wie zum Beispiel im Falle der Erbsünde und des Verrates Judas’. Man spricht vom Malefiz im engeren Sinne, wenn man gewisse Praktiken anwendet, die die Hilfe und die Intervention des Dämons erbitten, um anderen an ihren Gütern und an ihrer Person einen Schaden zuzufügen. Die Wirksamkeit des Malefizes ist von der göttlichen Erlaubnis abhängig, die das Böse in gewisser Weise toleriert um das Gute zu stärken; aber sie hängt zum Teil auch von der Bösartigkeit dessen ab, der Satan anruft. Im Evangelium schafft Herr Jesus sämtliche Lebensmittelverbote ab, indem er alle Speisen als rein erklärt, und der Hl. Paulus spricht den den Gottheiten dargebrachten Fleischopfern jeglichen Wert ab, da die vom Bösen befallenen Speisen keinerlei giftige Substanzen enthalten, sondern als sensible und symbolische Hilfsmittel für das Wirken Satans dienen. Die Ernährungssünden werden nicht durch magische Riten oder Formeln bekämpft, die imstande wären, das Bösartige zu “entfernen” (auch wenn diese durch einen Priester ausgeführt werden), sondern durch die vertrauensvolle Hinwendung zu Gott, der uns einlädt, sich ihm zu nähern in der aufrichtigen Suche seines Willens, indem wir unseren Glauben reinigen, seiner Barmherzigkeit und Hilfe vertrauen und indem wir Werke der Barmherzigkeit gegenüber Gott und dem Nächsten vollbringen.


Prof. Dr. Massimo Aliverti 

Die magisch-religiöse Dimension des Essens. Geschichte und Anthropologie der Sitten und Gebräuche bei der Ernährung
Der Beitrag weist detailliert und ausführlich, auch mittels zahlreicher literarischer Zitate, auf die Wichtigkeit der Sitten und Gebräuche in der Ernährung in der mehrtausendjährigen Geschichte des Menschen hin, die eine Konstante derselben darstellen. Diese gehen von der Verbindung zwischen den biologischen und kulturellen Faktoren aus, wobei sie Ausdruck der jeweiligen Gesellschaft sind und weisen eine symbolische Bedeutung auf, die insbesondere in der magischen Welt ihren Ausdruck findet durch die Vorbereitung und Einnahme von Filtern und Mengen, und in der religiösen Welt, wo sie die Bedeutung einer «Mittlerfunktion zwischen der irdischen und übernatürlichen Welt» annehmen. Rituale kann man finden bei der Beschaffung des Essens, um reichliche Ernten oder Jagdbeute zu erlangen, in der Feier der für die Gemeinschaft oder für einen Teil derselben wichtigen Ereignisse, wie auch in den Phänomenen des Kannibalismus, wo die Aufnahme von Teilen des Verstorbenen dazu diente, um gewissen Eigenschaften desselben zu erwerben. Seit jeher werden manche wiederkehrende Festtage des Jahres, seien sie heilig oder heidnisch, durch den Verzehr von Speisen charakterisiert, wie z.B. Halloween, Heiliger Nikolaus, Santa Lucia, die Weihnachtsfeier und die “Befana”. Im religiösen Bereich ist es bekannt, dass alle wichtigen Religionen Rituale und Verhaltensnormen bezüglich des Essens aufweisen. Das Christentum sieht begrenzte Perioden der Abstinenz und des Fastens vor, in der katholischen Liturgie «werden das Brot und der Wein den Gläubigen als Leib und Blut der Göttlichkeit angeboten», für die Juden gibt es verbotene Speisen, Rituale für die Schächtung der Tiere, sowie Einschränkungen beim Konsum von Wein und Gemüse, die Moslems dürfen gewisse Lebensmittel nicht zu sich nehmen, halten Perioden der Abstinenz ein und bereiten das Essen nach präzisen Regeln zu, die Buddhisten und die Hindus halten Normen ein, die die Ernährung regeln und einschränken. Abschließend kann gesagt werden, dass «die Sitten und Gebräuche bei der Ernährung, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart Länder und Völker jeder Epoche und überall in der Welt prägen». 


Prof. Roberto Fornara OCD

Das Brot als Nahrung: Speise, Liturgie und Geschenk des Lebens in der hebräischen Bibel
Die Analyse der in der hebräischen Sprache gebräuchlichen Begriffe für das Essen und die Nahrung im Allgemeinen ergibt eine Vielzahl von Bedeutungen und Anwendungen, die einerseits die Gewalt, die Zerstörung und den Konsum, andererseits das Fest, die Freude, die Fruchtbarkeit, aber auch die Stille in der Anhörung des Wortes Gottes ausdrücken. Im biblischen Text sind besonders aussagekräftig das göttliche Verbot vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen zu essen, das in der Erzählung der Schöpfung im Buch der Genesis enthalten ist und die minutiösen Vorschriften über die Reinheit oder Unreinheit der Lebensmittel, die beispielweise im Buch des Deuteronomiums enthalten sind. Die von Gott gegebene Einschränkung der Ernährung und folgerichtig des Unterhaltes des Menschen, bedeutet, dass das menschliche Wesen immer Gott als Ursprung des Lebens anerkennen muss und als Denjenigen, der die tiefsten Bedürfnisse des Menschen erfüllt. Gleichzeitig ist dieser aber auch dazu aufgerufen, die Grenzen und die Endlichkeit der eigenen Existenz anzunehmen ohne selbst zum einzigen und absoluten Bezugspunkt des eigenen Handelns werden zu wollen, und eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber dem Geschenk und dem Schenker gegenüber einzunehmen. Die Versuchung des Satans bedient sich geradezu der Furcht vor dieser Einschränkung um das wahre Bildnis Gottes zu verdunkeln und zur Sünde Anlass zu geben, die in jenem Moment stattfindet, in welchem der Mensch seiner Begierde nachgebend den Schenker aus den Augen verliert und sich gänzlich all das aneignen will, was er als Geschenk erhalten hat. Andererseits ist der Mensch, sofern er lernt zu fasten und damit auf die Logik der Rivalität und des Besitzes verzichtet um die Logik des Geschenkes anzunehmen, imstande Gott besser kennenlernen und zu “sehen”.

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